Der Bericht zum Treffen - Stiege 2001

Von Jörg Walther

"Wo sind die Eric Clapton-Fans?",  "Wo sind die Tracy Chapman-Fans?" Es war schon fast rührselig, wie sich „Superrichi“, alias Richard K am frühen Samstag Abend mühte, Stimmung in die ca. 10 Zuschauer seiner Sangeskunst zu bringen. Er hatte ja keine Ahnung, dass er an diesem Abend deutlich länger als geplant arbeiten sollte....

Dabei hatte alles mit einer fixen Idee angefangen. Möglichst viele Fahrer ein und desselben Motorrades auf einer Homepage zusammenbringen, um Erfahrungen und Teile auszutauschen, Benzin zu quatschen und vieles mehr. Und dann das i-Tüpfelchen: Mindestens 100 Fahrer sollten in der Liste stehen, dann wird ein Treffen gemacht.
Im Februar 2001 war es soweit, fast genau zum ersten Geburtstag der HP waren 100 Fahrer eingetragen und es galt, das gegebene Versprechen umzusetzen. Also Ort und Zeit festgelegt, noch Kleinigkeiten organisiert und es konnte losgehen...

Da ein großer Teil VX-Biker schon am Donnerstag bzw. im Laufe des Freitags angereist war, war die kleine Begrüßungsfeier schon voll im Gange, als Trixi und ich gegen 19.30 Uhr am Freitag auf der Domäne in Stiege eintrafen. Welch ein Anblick, der ganze Parkplatz voller VX. Mein Gott, war das ein Empfang. Und dann die vielen Namen. Nächstes Mal hat jeder bitte ein T-Shirt mit Namen und Fahrernummer, sonst sieht ja keiner durch.
Bis weit nach Mitternacht wurden die Maschinen inspiziert, Erfahrungen ausgetauscht, Benzin geredet, die weiterhin eintreffenden Fahrer lautstark begrüßt, die Kneipe umgeräumt, Bier getrunken, die Kellnerin in den Wahnsinn getrieben und viele andere lustige Dinge gemacht..

Es lag das Donnern in der Luft, Gänsehautstimmung pur, als Sonnabend früh knapp 40 Bikes, davon über 30 VX, zur großen Ausfahrt angelassen wurden. Leute, das sind Momente, die für all den Aufwand entschädigen.
Zwar war die Ausfahrt organisatorisch etwas blauäugig von mir geplant, bis zum ersten Zwischenstopp am Kyffhäuserdenkmal bei Bad Frankenhausen sollte sich das Ganze aber als nicht problematisch erweisen. Meinen Respekt und an dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an Wilfried, der die Strecke ohne die Gegend genau zu kennen, geplant hat. Wunderbare Strassen durch den wunderschönen Harz bei wunderbarem Wetter, der Weg war das Ziel... Das als Weltkulturerbe eingetragene Örtchen Stollberg mit engen Gassen, liebevoll restaurierten, viele hundert Jahre alten Fachwerkhäusern war eines der Highlights der ersten Etappe. Dort lohnt sich ein Besuch zweifellos. Manchem Touristen ist die Kinnlade runtergeklappt, als unser Tross sich durch die engen Gassen zog. Den Höhepunkt gab es dann aber in den 32 (?) aufeinanderfolgenden Kurven, mit denen sich die Strasse das Kyffhäusergebirge hinauf zum Denkmal windet. Jeder konnte sich hier langsam an seine Grenzen herantasten.  Wolf-Peter hat es sogar geschafft, die VX bis auf die Fußrasten zu setzen. Beachtlich, Schräglagenfreiheit hat die VX nämlich reichlich und ein „Kurvengeier“ ist sie wahrlich nicht. Oben am Zwischenstopp angekommen, war jedenfalls bei den meisten das Grinsen unter dem Helm noch nicht abgeklungen.

Während des Mittagsstopps trafen noch weitere Fahrer ein, so das wir insgesamt nach meiner Rechnung 35 VX + diverse andere Maschinen vereinigt hatten. Bei der Weiterfahrt nach der Mittagsmahlzeit sollte sich die mangelnde Tourvorbereitung zumindest für den hinteren Teil der Truppe rächen.
Insgesamt waren wir nur 3 Tourguides, die außerdem die Strecke nur von der Karte kannten. Arnd und Wilfried führten den Tross an, ich war Schlussmann. Wegen fehlender Tourguides in der Mitte unserer Gruppe riss die Verbindung zu den vorausfahrenden Fahrern mehrmals ab. Einmal konnten wir zwar nochmals aufschließen, beim zweiten Mal verloren wir aber soviel Zeit, dass vor uns Nachzüglern wegen eines Festumzuges die Strasse voll gesperrt wurde. Die Vorausfahrenden merkten unser Fehlen erst später und unsere Ausfahrt war zerrissen.
Die Gruppe mit Wilfried und Arnd erreichte anschließend wie geplant das Hotel Paradies zwischen Herzberg und St. Andreasberg, wo Harald mit einigen VX-Bikern von der EU-Group wartete.

Die Nachzüglergruppe mit mir als Tourguide startete derweilen eine einzigartige Odyssee durch den Harz. Weil wir die ca. 45 min dauernde Vollsperrung nicht abwarten wollten, suchte ich eine Alternativstrecke heraus, die uns ohne viel Umweg unserem Ziel näher bringen sollte. Dass der Abzweig nicht ausgeschildert war, hätte mir ein Warnsignal sein sollen. Nachdem die laut Karte (ADAC-Kartenmaterial) wunderbare Landstrasse sich in der Realität in einen miesen Waldweg verwandelt hatte, der dann nach falschen Abbiegen auf dem Parkplatz eines verlassenen und verfallenen Sanatoriums endete, war erst einmal Raucherpause angesagt. Die gemeinsame Entscheidung aller Fahrer meiner Gruppe, nicht zurückzufahren, sondern weiter im Wald nach der B4 zu suchen, erwies sich trotz stellenweiser Offroad-Einlagen als richtig. Wir haben es geschafft, die B4 zu erreichen. Nur wie, davon werden wir wohl noch lange erzählen.

Leider erwies sich meine Karte nach kurzer Fahrt abermals als falsch, so dass ich die Abfahrt in Braunlage verfehlte und wir uns abermals verfuhren. Wegen der schon fortgeschrittenen Zeit blieb mir nichts anderes übrig, als in Richtung Stiege zurückzufahren. Ist mir nicht leichtgefallen, den zweiten Teil der Tour zu knicken, aber nächstes Mal werden die Touren besser vorbereitet. Versprochen! Der Stimmung hat es jedenfalls keinen Abbruch getan. Wir erreichten gegen 16.00 Uhr Stiege, die Gruppe von Wilfried und Arnd kam gegen 17.00 Uhr an.

Angesichts des rasch heranziehenden Unwetters ging das Aufstellen für das Gruppenfoto schon fast im Chaos unter. Deshalb fehlen auch einige VX und Fahrer auf dem Foto. Sorry, Jungs. Was just ab dem Moment, als das letzte Foto geschossen wurde, von Himmel herunterkam, war schon sehenswert. Ein Harzer Unwetter der feinsten Art. Blitz, Donner Hagel und Regen, welcher in kürzester Zeit den Hof überschwemmte.

Die Stimmung kühlte merklich ab, da auch die Abendparty ins Wasser zu fallen drohte. Lob an dieser Stelle an Frau Röber, Chefin der Domäne, welche sich während der ganzen Zeit um unsere Belange kümmerte. Sie organisierte in kürzester Zeit unser, eigentlich als Grillparty angedachtes Abendessen in die Gastwirtschaft um und sorgte so erst einmal für volle Mägen. Auch das geplante Richard K.- Konzert musste in die zur Domäne gehörende Remise verlagert werden. Ich hatte zu dem Zeitpunkt wirklich Bedenken, dass jetzt aus der guten Stimmung der ersten zwei Tage die Luft raus ist. Doch dann kam, sah und siegte er: Richard K - ehemals Volksmusiker, jetzt Tracy-Chapmann-Eric-Clapton-Bob-Dylan-und-soweiter-Sänger, der zum Teil eher unfreiwillig für gute Stimmung sorgte.  Spätestens mit dem dritten Song „I will wieda ham“ (Ich will wieder nach Hause) kündigte er bereits seine Ambitionen an, den Abend früh zu beenden. Ungeachtet dessen, dass dieser Entertainer bereits nach 90 Minuten seine Songs zu wiederholen begann, wurde er mit spontaner Spendenaktion und Zugaberufen bis spät in der Nacht nicht von der Bühne gelassen. Reichlich Bier, dieses Kuriosum von Sänger und die gute Laune der VXer machten dann aus der anfangs müden Stimmung noch eine super Abschluss-Party....

Die üblichen Partysymptome, wie dicke Augen und Kopfschmerzen, waren vielen Fahrern am nächsten Tag anzusehen. Gegen 10 Uhr begann dann die allgemeine Abreise, „herzzerreisende“ Szenen und der Wunsch auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr.
Und eine VX nach der anderen verließ mit wunderbaren V2-Klang die Domäne in Stiege,
Tage des Donners eben....